Borretsch

Borretschpflanze mit saftig-grünen Blättern aus deren Mitte der erste blühende Trieb mit sichtbar starker Behaarung sprießt.
Borretsch als Grünpflanze mit blühendem und behaartem Trieb

Die Pflanze

Blätter und Blüten des rund 50 cm hohen Krautes sind über und über mit kurzhaarigem Schutz versehen. Nimmt man eines der jungen Blätter zwischen die Finger ist es noch weich und gefällig, aber als ausgewachsenes Blatt fühlt es sich unangenehm rau in der Hand an. Im lateinischen Wortteil „bora“ wird diese Eigenschaft des Krautes gekennzeichnet: Es bedeutet „steifes Haar“. Und tatsächlich pieksen die Härchen wie ein Igelschnitt mit Starkgel-Stabilisierung.

Es heißt auch „Gurkenkraut“. Der Geruch jedoch leitet nicht zur Gurke, das Kraut „Pimpinelle“ ist da passender. Man soll die jungen Blätter im Gurkensalat geschnitten verwenden können.

Borretsch ist ein Dunkelkeimer. Im Winter zieht sich das Kraut zurück. Es ist einjährig. Davor hat es aber dafür gesorgt, dass jede Menge neuer Pflanzen mit den ersten Sonnenstrahlen am Keimstart stehen.

Blühende Borretschpflanze ist üppig und verzweigt und dient mit vielen Blüten als Insektenmagnet.
Borretsch blühend am Beetrand als Insektenweide

Vermehrung

„Traubenblütenstand“ nennen wir diese aparte Zusammensetzung azurblauer Sternchen. Auch „Doldenrispen“ habe ich als Kennzeichnung schon gelesen. Kurz vor dem Aufblühen täuschen sie mich als demütig sich verneigende Zäpfchen. Nach dem Verblühen regelt das Kraut seine Nachkommenschaft selbst, sehr frei und gar nicht demütig. Ich sorge mich weder um die Aussaat noch um die Vermehrung. Ich freue mich stattdessen mit all den nektarsuchenden Insekten über den Wanderer zwischen meinen Beet-Welten.

Ihre Inhaltsstoffe

Trotz der Einschränkung zum Verzehr der Blätter ist die Heilwirkung von Borretsch enorm. Im lateinischen Namen trägt Borretsch das „officinalis“, was das Kraut als anerkannte Heilpflanze seit der Antike ausweist. Seine Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe, Schleimstoffe, Saponine, Vitamin C, Harze und Kaliumnitrat, Kalzium, Kalium. Diese stimulieren die Nebennierendrüse und fördern die Adrenalinproduktion. Im Samen stecken essentielle Fettsäuren. Verwendbar ist das sehr wertvolle Öl für Hautpflegeprodukte.

Die Blätter wirken harntreibend, schweißtreibend, reinigend und hustenlösend. Blätter und Samen wirken antirheumatisch. Bei Hautirritationen wirkt das Öl aus den Samen schmerzstillend bei Ekzemen.

Und wie der Zufall es will: Ich bestellte beim renommierten Naturkosmetikunternehmen ätherisches Öl und stieß im Shop auf das Angebot einer hautberuhigenden Creme mit Borretsch. Sie steht jetzt in meinem Kosmetikschrank. Will man sie selbst ansetzen, bereitet man sich eine Lotion aus dem Saft der Borretschblätter, dazu braucht es aber eine gute Menge.

Stillende könnten mit dem Verzehr der Borretsch-Blätter die Muttermilchbildung anregen, denn in den Blättern steckt Gammalinolsäure.

Traubenblüte und Knospen zeigen die Behaarung dieser Pflanzenteile.
Borretsch als schützenden Pieksern an den Traubenblüten

Küchenkraut

Ästhetisch sehr schön wirken ein bis zwei Borretschstängel mit Blüten, wenn sie in Weißweinessig einlegt werden. Der wird nach rund 4 Wochen lila-rosa und sorgt als Dekoration zum Anrichten von Salat für einen Aha-Effekt bei Gästen. Auch Lavendel in Essig wird nach kurzer Einwirkzeit rosa.

Nur frische Verwendung ist geraten; zum Trocknen eignet sich Borretsch nicht. Jedoch kann es eingefroren werden. Borretsch ist eines der 7 Kräuter der Frankfurter Soße. Die Blätter sollten sparsam als Salat verwendet werden, denn sie enthalten Alkaloide. Die Blüten haben einen leicht gurkenähnlichen Geschmack. Sie enthalten einen geringen kaum bedenklichen Anteil an Alkaloide als die Blätter.

Gartennutzen

Borretsch im Beet mit Pflanzennachbarn Rosen und Lilien ergibt eine Farbvielfalt und eine nützliche Mischkultur.
Borretsch blühend zwischen Rosen und Lilien

Borretschblüten sind eine Bienenweide, was auch Hummeln und andere Insekten einschließt. Daher sollte man sie sich ruhig versamen lassen. Die Insekten danken es.Verpasse ich es, das Verblühte zu schneiden, strahlen mir bald aus allen Beetecken himmelblaue Sternblüten entgegen. Die erste Pflanze, die ich im Gartencenter gekauft habe, wurde an der Kasse von der nachfolgenden Kundin kommentiert: „So was kaufen sie? Das ist doch Unkraut. In meinem Garten entferne ich den Wildwuchs.“ Jaaa-haaa – kann man machen, muss man aber nicht. Wer einmal die vielen Insekten an den leuchtend blauen Blüten sich hat laben gesehen, sieht über die Vermehrungstaktik der Heilpflanze hinweg.

Die Pflanze tut aber ihren Gartennachbarn ebenso viel Gutes wie uns Menschen: Lasse ich die kleinen Pflänzchen durch den Garten verteilt stehen, erschrecken sich die Schnecken an den rauhen Blättern. Dies kommt den Kohlarten in seiner Nachbarschaft zugute. Gezielt habe ich die Pflänzchen an die Erdbeeren gesetzt, wo sie gegen Läuse wirken. Zwischen Salat gesetzt, fördert Borretsch den Geschmack.

Die Pflanzen selbst sollte man nicht aneinanderkuscheln lassen: Zu enges Nachbarschaftsverhältnis führt zu Mehltau.

  • Als Tee ist der Aufguss aus Borretschblättern schleimlösend und blutreinigend. Er hat schweißtreibende Wirkung und hilft bei Erkältungen und Fieber; jedoch sollte der Tee nur verhalten getrunken werden, da das Kraut Alkaloide in sich trägt.
  • Die Samen im Müsli oder über Salat gestreut wirken blutdrucksenkend.
  • In der Küche werden die Blätter mit ihrem gurkenähnlichen Geschmack frisch verwendet. Sie passen in Salate oder in Smoothies oder werden im Teig zu Eierkuchen oder Pfannkuchen eingearbeitet.
  • Als Tinktur aus den Blättern helfen die Tropfen gegen Stress.
  • Aus den Blättern kann Saft gepresst werden, der gegen Angst und Depression helfen soll. Diesen Saft gibt es als Preßsaft beim Spezialhandel oder im Reformhaus zu kaufen.
  • Zu Dekorationszwecken werden Blüten über Salat gestreut, in Eiswürfel gegeben oder in Essig eingelegt.
  • Zum Gurgeln bei Halsentzündungen
  • Als Blattauflage bei Hautentzündungen
  • Als Lotion aus dem Saft der Blätter bei Hautirritationen

Wirkung

Ernte

  • laufend
  • während der Blüte

Verarbeitung

  • Creme
  • Essig
  • Garten
  • Öl
  • Tee

Anwendung

  • Heilen
  • Kochen
  • Kosmetik

Rezepte