Jiaogulan

Volksname

Jiaogulan Einzelblatt

Das „Kraut der Unsterblichkeit“, so nannte es schon meine Mutter. Sie sagte einfach „Gulan“, der komplette Name wird als „Dschiau-gulan“ ausgesprochen. Beim Jiaogulan spricht man vom Kraut als einer Alternative zu Ginseng. Bei meiner Mutter wuchs es in der Küche am Fenster, umrankte den Bambusrundbogen und wurde als Tee getrunken. Im Herbst schnitt sie es ab, kurze Zeit später wuchs es nach. Ununterbrochen bildeten sich neue Ranken. Meine Mutter ist nicht Hundert geworden, aber ein hohes Alter sie erreicht.

Gartenpflanze

Nun wächst das Kraut bei mir im Garten. Es ist mehrjährig und gehört zu den Kürbisgewächsen. Es treibt und treibt, wie das „Töpfchen koche“ im Märchen, oder eben wie eine Kürbispflanze, nur die Kürbisse an ihr wachsen nicht. Bis zu 8 Meter lange Ranken könnte sie produzieren. Und ich schneide und schneide. Mal als Frischverzehr, mal zum Trocknen. Olivio, das Olivenbäumchen, wird von ihm am Fuß umgarnt. Diesen lichten Schatten mag das Kraut. Sie kommt aus dem Regenwald und möchte es gern absonnig.

Wie ein Kastanienblatt in Bonsaiformat erscheinen die Blätter. Sie glänzen als wenn sie reingewaschen wurden. Und sie sind fünffingrig. Wenn dann noch die abgemilderte Form vom Ginseng nachweisbar ist, darf sich das Kraut „Fünf-Finger-Ginseng“ nennen.

Jiaogulan Ranken

Die Pflanze

Das Kraut ist eine Rankpflanze. Den glatten Stamm kann es nicht erklimmen. Diese Rankpflanze braucht unbedingt eine Stütze oder Rankhilfe. Ansonsten tobt sie sich querbeet aus, wächst über alles und hakt sich an kleinsten Zweigen fest: Sie bildet, wie der Klee, lauter kleine Ableger. Die gelbe Beetrose hat sie mit ihrer Freundschaft überrumpelt und einfach überrankt. Dennoch bleibt sie charmant. Sie ist asiatisch freundlich und schmiegt sich an einen Bambusstab zum Erklimmen. Wenn ich dann noch die Gärtner-Klammernasen herumlege und das Bambusstäbchen an das Bäumchen lehne, lehnt sie sich entspannt mit an und erklimmt gleich einer Winde Zweig und Ast. Nur, dass es sich nicht windet, sondern einfach nur emporreckt.

Immer mal wieder entnehme ich ein Pflänzchen ihrer zahlreichen Nachkommenschaft und verschenke sie.

Die weiblichen Pflanzen produzieren Samen. Es sind die dunkelgrünen Beeren im August, die essbar sind. Meine Pflanze ist ein Mann; er hat keine Beeren dran.

Im Winter schläft sie unsichtbar unter der Erde. Im Frühjahr bilden sich winzige grüne Sprosse, die nicht vermuten lassen, dass sie zu kräftigen Ranken auswachsen. Aber das vermutet man bei Kapuzinerkresse oder Clematis ja auch nicht. Im Spätherbst schneide ich die Ranken ab. Dann schläft die Pflanze wieder, und ist im Mai schon wieder fleißig beim Ranken dabei.

Oft zupfe ich mir ein Blatt im Vorbeigehen ab. Es entfaltet seinen überraschenden Geschmack. Erst kaue ich auf festes Grün, das sich an den Zungenseiten zu Bitterkeit wandelt. Dann umhüllt es beim Schlucken den oberen hinteren Zungenbereich leicht lakritzig und verlässt den Mund leicht bitter-süß ganz weit hinten im Rachen. Da wird das Kraut dann seinem chinesischen Namen im zweiten Namensteil gerecht: „süße Tee-Ranke“.

Ihre Inhaltsstoffe

Bitter ist gut sagen die Experten: Was bitter im Mund, ist im Bauch gesund. Also verarbeite ich Jiaogulan roh, schneide ein oder zwei Blättchen in den Salat und verwende es vor allem auch getrocknet. Es schmeckt heuig und leicht bitter. Eine beschriebene Süße konnte ich bis jetzt nur bedingt erschmecken. Vielleicht ist dieser Geschmacksverlust meiner salzigen Zunge geschuldet.

Das Wissen aus einem vor langer Zeit gekauften Buch habe ich mit praktischem Wissen und Händlerwissen angereichert. Der Boden der Anwendung spannt sich über den inneren Gebrauch bis zum Ansetzen von Cremes als äußeren Gebrauch.

Das Kraut hat ähnliche Inhaltsstoffe wie Ginseng. Gypenoside und Ginsenoside sorgen für die heilende Wirkung. Nach der Beschreibung der Wirkstoffe soll nach Gebrauch sofortige Energie freigesetzt werden. Es stärkt die Körperkräfte. Die 82 Saponine (Gypenoside) wirken ausgleichend. Die Antioxidantien beugen einer Alterung vor, das Nervensystem wird gestärkt, Stress wird besser vertragen. Die Inhaltsstoffe wirken blutdruckausgleichend, wobei wir hier den Bezug zum bekannten Weißdorn hätten.

Der Verzehr des Krautes wirkt durchblutungsfördernd und verbessert die Pumpleistung des Herzens. Die Wirkstoffe tragen dazu bei, den Blutzucker und die Blutfette zu senken. Die Inhaltsstoffe von Jiaogulan sind Vitamine, Mineralstoffe, Flavone, Saponine, Antioxidantien, Aminosäuren, Polysaccharide und Spurenelemente, wie Eisen, Zink, Magnesium, was in der Gesamtheit immunstärkend wirkt.

Küchenkraut

Das Trockenkraut gebe ich sehr sensibel in Teelöffelmenge als Zusatz zu Schwarztee oder zum Kräutertee. Fünf Gramm pro Tag sollten wegen der intensiven Wirkung nicht überschritten werden. Allerdings sollte zweimal aufgegossen werden, da der zweite Aufguss intensiver und wirkstoffreicher ist. Will ich nur den „Gulan“-Tee trinken, lasse ich das Wasser aufkochen, kühle es auf 80 Grad runter und überbrühe damit die Blätter. Ein Teelöffel getrocknetes Kraut oder fünf frische Blätter reichen für einen Liter Tee. Für rund 10 Minuten wird das Kraut im Tee belassen, danach entfernt. In Asien wird sogar ein dritter Aufguss verwendet. Die Inhaltsstoffe sind dann noch intensiver gelöst und ins Teewasser übergegangen.

Pflanzenpflege

Schützen soll ich die Pflanzen vor Schnecken. In einem Jahr sassen vor allem die kleinsten platten Gehäuseschnecken im Beet und haben Löcher in die Blätter gefressen. Blattläuse und Mehltau sind normalerweise ebenfalls Feinde. Davon blieb „Gulan“ in meinem Garten bisher verschont. Vielleicht hat die regelmäßige Gabe von Brennnesselbrühe und Schachtelhalm geholfen. Empfohlen wird auch Beinwelljauche.

  • Als Tee kann das Kraut mit anderen Kräuterteesorten gemischt oder pur getrunken werden.
  • Als Salat oder im Mischgemüse werden die frischen Blätter verwendet werden; auch als Brot mit Spezialcharakter können die Blätter verbacken werden.
  • Für die Körperpflege eignet sich das Kraut, um Cremes oder Lotionen herzustellen.
  • Badezusatz durch die Zugabe von Teesud fördert die Entspannung.
  • Für die Gesichtspflege mit der Kraft der Sapone kann ein Gesichtswasser angesetzt werden.

Wirkung

  • antioxidant

Ernte

  • laufend

Verarbeitung

  • Creme
  • Tee

Anwendung

  • Heilen
  • Kochen
  • Kosmetik

Rezepte