Kapuzinerkresse

Vertikal rankende Kapuzinerkresse

Die Pflanze

Der deutsche Name wurde der Kapuzinerkresse vor mehr als 100 Jahren wegen ihrer Ähnlichkeit zu den Mützen der Kapuzinermönche verpasst.

Der Name war aber nicht der Ursprung meines Interesses. Mein großes Interesse an dieser Rankpflanze mit den kreisrunden frischgrünen Blättern erwachte, als ich den Lehrgang Gartentherapie machte. Die Institutsleiterin kam zur Besichtigung unserer Hochbeetarbeit, ging an eine Kapuzinerkressepflanze, pflückte sich die Blüte, klopfte sie kurz aus, um eventuelle Insekten zu vertreiben, und steckte sie sich mit den Worten in den Mund: „Ich brauche Antibiotika. Diese hier hat sie.“

Also forschte ich bei der Verwandtschaft über deren Erfahrungen nach, schaute in Bücher und legte mir selbst die Samen. Erfolgreich. Vor zwei Jahren rankte sie mir die Garagenwand zu. Seitdem füttere ich mich und den Mann regelmäßig mit pflanzlichem Antibiotikum, genannt Phytobiotikum. Einzelne Blätter wasche ich, schneide sie und mische sie in den grünen Salat. Der schmeckt etwas frischer, etwas schärfer und sehr gut.

Als Nachbarpflanze und rankender Hintergrund paßt Kapuzinerkresse auch zu Rosen.
Kapuzinerkresse als Rosennachbar

Die Kapuzinerkresse ist begehrt, aber letztes Jahr hat sie sich mir verwehrt. Mal wuchert sie raumgreifend und bedeckt Quadratmeter des berankbaren Hintergrunds oder des Beetuntergrunds. Mal versagt sie, mal verzagt sie und ich habe nichts, womit ich meine Begehrlichkeiten befriedigen könnte. Meine Freundin und meine Verwandtschaft möchten Kapuzinerkressesalz goutieren, aber woher nehmen, wenn dieses Gewächs unwillig ist.

Gartenpflanze

Mit der Aussaat muss ich mich zügeln, denn sie ist frostempfindlich. Ich lege die Samen in der letzten Aprilwoche. Die Samen sind Lichtkeimer, sie dürfen also nur hauchdünn mit Anzuchterde bedeckt werden. Dieses Jahr soll sich die Kresse kühlend um den schlanken Stamm der Eberesche legen. Sie braucht einen sonnigen bis halbschattigen Platz und muss feucht und möglichst nährstoffreich gehalten werden. Neben der rankenden Art gibt es auch die kleinwüchsige Kapuzinerkresse. Sie kann gut als Lückenfüller oder an den Beetrand gesetzt werden. Die Inhaltsstoffe der Pflanze verändern sich durch die Wuchshöhe nicht.

Wenn keine Stütze gegeben wird, bewegt sich die rankende Kapuzinerkresse auch horizontal durch das Beet.

Wachstum der Kapuzinerkresse

Der Kapuzinerkresse unterstellt man ein Blattstielwachstum. Das hört sich gewichtig an. Der Schlüssel dieses Begriffes ist das Licht. Die Blätter suchen sich die für sie günstigste Lichtlage; sie sind „lichtwendig“. Mir passierte es, dass ich sie schon abgeschrieben hatte, als ich endlich durch die Blätter anderer Stauden die Kletterstiele der Kapuzinerkresse entdeckte. Sie kam spät kam, aber dann mit wuchernder Wucht.

Küchenkraut

Ranke der Kapuzinerkress mit Blatt und jungen Früchten am Stiel. Die Ranken sind lichtwendig.
Kapuzinerkresse Blatt mit Frucht

Meine Erwartungen erfüllt die Pflanze, wenn ich am grünen Buschwerk die ersten abgeblühten Stielenden sehe. Dort bilden sich die Früchte. Auf diese bin ich ganz erpicht. Sie wenden sich vom Licht weg, im Gegensatz von Blatt und Stiel. Regelmäßig schleiche ich die Pflanzen im Sommer ab und schaue, welche Blüte eine grüne erbsgroße Frucht ausbildet. Diese Frucht ist der Samen, den wir für das nächste Jahr verwenden könnten – oder aber wir essen sie! Wenn sie Erbsengröße erreicht haben, sind sie noch saftig; sind sie größer, werden sie innen zu trocken, fast pulverig. Die Frucht ist schärfer als es die Blätter sind. Die Inhaltsstoffe des Senföles sind konzentrierter vorhanden.

Verwendet werden sie von mir entweder zerkleinert. Dann lege ich sie mit zerkleinerten Blättern in Salz ein. Wie Kapern können sie auch in einer Salzlake eingelegt werden. Oder man steckt sie sich beim Rundgang durch den Garten einfach in den Mund – und wartet die Schärfe genüsslich ab.

Inhaltsstoffe der Kapuzinerkresse

2013 war die Kapuzinerkresse Arzneipflanze des Jahres. Wie profitieren wir von der Arznei? Wir sind Ausbeuter! Wir beuten das Vermögen der Pflanze aus, sich durch ihre Inhaltsstoffe vor Fressfeinden zu schützen. Unsere Atemwege werden durch den Blattverzehr vorbeugend gegen Infekte geschützt. Auch den ableitenden Harnwegen kommen die Inhaltsstoffe der Senföle zugute. In den Blättern sind Glucosinolate enthalten, die im menschlichen Körper in Senföl umgewandelt werden. Dies wiederum arbeitet gegen die Vermehrung von Bakterien, von Viren, von Pilzen. Des Weiteren liefert uns die Kapuzinerkresse wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamin C, Polyphenole, Oxalsäure und Enzyme.

Eine Steigerung der Wirkung erreicht man, wenn die Blätter und die Samen der Kapuzinerkresse mit Meerrettichwurzel eingenommen werden: Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis, Blasenentzündung können unterstützend geheilt werden.

Blüte der Kapuzinerkresse der Sorte Troyka mit Biene im Blütenschlund

Trichterblüten

Die Blüten? Nein, das kann ich nicht. Ich esse sie nicht. Sie scheinen mir aus ihren orangefarbenen, gelben oder rostroten Mäulchen zuzurufen, dass sie auf die langrüsseligen Insekten warten, aber nicht auf mein Maul. Viele Menschen züchten extra Blütengemüsepflanzen, um sie in den Salat oder in Speisen zu mischen oder als Deko zu verwenden. Ich aber genehmige mir nur bei den wenigsten Pflanzen eine Ausnahme; bei Veilchen zum Beispiel, die lege ich in Zucker ein. Diese hier, die Blüte der Kapuzinerkresse, ist etwas Besonderes. Sie ist eine Trichterblüte. Sie kommt aus dem Regenwald Südamerikas. Dort klettert die Pflanze an den Riesenbäumen empor und wird von Kolibris bestäubt.

Rankende Kapuzinerkresse mit Blüten, die von kreisrunden Blättern verdeckt werden.
Kapuzinerkresse verschämt die Blüten verbergend

Die Blüte dauert von Juli bis Oktober, eventuell auch in den milden November hinein. Beim ersten Frost aber sind die Ranken der Pflanze durch ihren hohen Wassergehalt mit einem Schlag schlapp. Wenn die matschigen Ranken dann vom Rankgerüst abgezogen werden müssen, ist die Beglückung des Anschauens dahin und mein Spaß sehr gering.

Freßfeinde

Schädlinge gibt es auch. Die Kresse gilt eingesetzt in der Mischkultur als „Läusefänger“. Immer mal wieder musste ich Läuse mit harten Wasserstrahl von der flotten Rankerin entfernen.

Allerdings hatten es die Raupen der Kohlweißlinge auch erfahren, dass sie sich einfach durch Ernährung immunisieren können: Sie fraßen einen kompletten Pflanztrieb kahl. Ohne dass ich es wusste, hatten sie einen Deal mit mir gemacht: Die Unmenge kleiner Raupen auf der Pflanze belohnte mich im nächsten Jahr mit unzähligen weißen Schmetterlingen. Die wurden dann wiederum von den Lavendelblüten genährt. So geht das in der Wechselwirkung der Natur. – Und ab und an frisst ein Vogel das eierlegende Insekt.

  • Für einen Tee überbrüht man 2 Teelöffel frischer Blätter und lässt sie 10 Minuten ziehen. Von diesem Aufguss trinkt man 3x täglich eine Tasse. Er hilft gegen Bronchitis, Erkältungen und Blasenentzündung
  • Dieser Tee wirkt auch als Entschlackungsmittel bei der Frühjahrskur.
  • Als Gewürz können sowohl kleingeschnittene Blätter als auch die Früchte in feinkörnigem Meersalz eingelegt und vermengt werden.
  • In Salzlake eingelegt, können die jungen Früchte wie Kapern verzehrt werden.
  • Die frischen jungen Blätter können kleingeschnitten und im Salat vermischt werden. Sie vermitteln leichte, aber angenehme frische Schärfe.
  • ABER die verzehrten Mengen sollten nicht übermäßig sein. Ansonsten kehrt sich alles Positive dieser Pflanze um und es treten Magen-Darm-Beschwerden auf, nicht unähnlich zum Meerrettich oder zum Senf.
  • Als Auflage bei kleineren Wunden entfaltet die Pflanze ihre Heilwirkung. Man überbrüht die Blätter. Nach dem Erkalten wird ein Tuch eingetaucht, ausgewrungen und auf die verwundete Stelle gelegt.
  • Als Spülung nach der Haarwäsche stärkt das Kraut die Haarwurzel

Wirkung

  • antibakteriell
  • antimykotisch
  • antiviral

Ernte

  • laufend

Verarbeitung

  • Creme
  • Essig
  • Fett
  • Garten
  • Salz
  • Seife
  • Tee

Anwendung

  • Heilen
  • Kochen
  • Kosmetik

Rezepte