Generationenkraut
Majoran ist das Kraut, das vor langer Zeit meine Kochkünste torpedierte. Unsere 3-jährige Tochter sagte sehr bestimmt: „Die Kartoffelsuppe von Oma schmeckt besser.“ Basta!
Kartoffelsuppe! Und das mir! Zu der Zeit bastelte ich für meinen Ausbildungsabschluss als Köchin gefüllte Schweinefilets, schlug eine Sauce Hollandaise im Wasserbad auf und füllte Zucchiniblüten.
Zu Fall gebracht wurde ich mit einer einfachen Suppe! Mein Küchenkniefall!
Beim nächsten Besuch erfragte ich das Suppengeheimnis. Schließlich war ich aus Mutters Küchenschule hervorgegangen. Sie beantwortete mir die Frage mit der Selbstverständlichkeit der Kräuterkenntnis der Generationen: „Na Majoran! Ich füge viel Majoran hinzu!“
Die Alten wussten fingerspitzenmäßig wieviel Kraut hineingehört und erspürten zungenmäßig, wann der Geschmackshöhepunkt erreicht war. Bauch war gleich Kopf plus Zunge.
Generationen setzten ihr selbstverständliches Wissen zum Wohlsein ihrer Familien ein: Majoran macht den Bauch gut. In schweren Speisen – wie in einer Kartoffelsuppe – verwendete meine Brandenburger Verwandtschaft eine gehörige Portion verdauungsfördernder Kräuter, Majoran war eines davon. Schließlich heißt es bezeichnend auch „Wurstkraut“, da es als Gewürz in verschiedenen mehr oder weniger fetten Wurstsorten enthalten ist.
Inzwischen – tata! – wird meine Kartoffelsuppe als „schmeckt wie bei Oma“ anerkannt.
Pflanzenpflege
Nach dem Lob, das Kraut zu beherrschen, gönne ich dem Majoran seine Ausbreitung in meinem Garten. Im Sonnengarten mit Sandboden liebt der Südländer es mal in einer Steinfassung, mal am Beetrand oder einfach als Bodendecker zwischen Rose und Quittte zu wachsen.
Nur neben dem Kohl will das Kraut nicht stehen. Der ist den zarten flaumweichen Blättern denn gar zu grob.
Der Majoran soll nur einjährig sein, aber bei mir überwintert er. Er bleibt wintergrün oder treibt wieder aus. Nach den Nachtfrösten im Frühjahr schneide ich in einer Höhe von rund 5 cm vom Boden alle Triebe ab. Bis zum Sommer hat er schon wieder sein Terrain erobert.
An sonnigen Tagen ist sein Aroma am intensivsten. Dann streiche ich im Laufe des Tages würzig duftenden Blätter an den widerspenstigen hauchzarten Stielen. Beim näheren Betrachten zeigen sie ihren weichen Flaum. Nur winzige Härchen bedecken die Oberseite der Blattschicht.
Wer sich durch diese Erfahrung tasten will, aber keinen Garten, braucht nicht zu darben. Majoran wächst als einjähriges Kraut auch im Topf am Fenster oder im Balkonkasten.
Ernte des Majoran
Ich verwende Majoran als frisches und als getrocknetes Kraut. Wie auch Thymian gehört Majoran zu den Lippenblütlern.
Wir ernten VOR der Blüte. Dazu werden die Stielchen mit gebührendem Abstand über dem Boden abgeschnitten, so dass der Majoran wieder gut austreiben kann.
Flexibel einsetzbar sind die kleinen Stiele mit den elliptischen wie vierblättrige Kleeblätter zusammengesetzten Blättern. In dessen Blattmitte sitzt wie im Nest beschützt noch ein Innenpaar kleinerer Blätter.
Als Kraut wird es gebündelt und aufgehängt bis der Trockenzustand erreicht ist. Das ist der Fall, wenn es beim Anfassen leise raschelt und die Blätter beim Befühlen zerbröseln. Dann „rebelt“ oder dreht man die Stielchen zwischen den Fingern so, dass sich die das Trockengut löst. Luftdicht können wir alles in ein Glas geben und möglichst dunkel stellen.
Als getrocknetes Kraut kann ich Majoran in Öl einlegen oder auch in Essig konservieren.
Verwendung von Majoran
Die energetische Wirkung von Majoran wird wie folgt beschrieben: Majoran vertreibt Traurigkeit und schenkt neuen Lebensmut. Wer braucht diesen Trost nicht ab und an?
Im Sommer liebe ich Majoran als frisches Kraut gehackt und aufgestreut auf die Butterschnitte. Oder ich biete den Gästen und der Familie Majoranbutter an. Fast schon beschämt mich der Applaus für den Hochgenuss, da die Zubereitung so simpel ist.
Die Butter kann im Voraus vorbereitet und sogar eingefroren werden. Sie ist somit optimal für eine überraschende Gästebewirtung geeignet. Im Tiefkühlfach bewahren wir die Butter bis zu rund 3 Monate auf, bevor wir sie für Fleisch, Gemüse oder einfach nur für das Brot verwenden.
Selbst in der Säuglingspflege kann Majoranbutter verwendet werden: Bei verstopfter Nase streichen wir sie sanft ein.
Küchennutzen
Zur Konservierung lege ich mir im Sommer immer einige Zweige Majoran in Öl ein.
Bei dieser Art der Konservierung müssen wir darauf achten, dass das Kraut mit Öl bedeckt ist. Ragt ein Zweiglein oder ein Blatt aus dem Öl heraus, schimmelt es und das Öl ist unverwertbar. Unverkennbar ist dies am stechenden Geruch.
Die Ölflasche stelle ich 4 Wochen an eine lichtabgewandte Stelle. Während der Reifezeit gehen die Würzstoffe des Majorans ins Öl über. Damit habe ich eine herzhafte Öl-Kraut-Gewürznote zum Fleischbraten, für Käsegerichte oder auch als Salatöl.
Majorans Wirkstoffe
Majoran ist ein Heilkraut. Wie auch Thymian wirkt es antibakteriell und hilft bei Krämpfen und bei Rheuma. Beide Kräuter sind pflanzliche Antibiotika.
Die Wirkung beruht auf den ätherischen Ölen Eugenol, Geraniol, Thymol. Sie beruhigen, entspannen und helfen den Nerven. Hinzu kommen die Bitterstoffe, Gerbstoffe, Saponine, Rosmarinsäure, auch Vitamin C und das Spurenelement Zink. Diese Gemeinschaft von Wirkstoffen fördert die Verdauung, löst Schleim und Krämpfe und beruhigt.
Als Tee getrunken, helfen wir unserem Verdauungssystem.
Auch im Bad mag ich den Kräutersud. Man sagt, der Sud wirkt als Badezusatz positiv auf unsere Psyche, vertreibt die Traurigkeit und schenkt neuen Lebensmut.
Ätherisches Öl Majoran
Wir können vom ätherischen Öl des Majorans profitieren. In die Duftlampe träufeln wir ein paar Tropfen, die konzentriert wirken. Das Aroma entfaltet sich sehr würzig, ins pfeffrige gehend, ein wenig süßlich. Laut Aromatherapie wirkt das ätherische Öl stimmungsaufhellend und antidepressiv. Was weniger bekannt ist: Selbst Kopfschmerzen und Migräne können wir damit lindern.
Auch zur Massage können wir es verwenden, am besten ins Massageöl oder in eine Salbe eingearbeitet.
UND – bei der nächsten Schiffsreise, die gerade noch weit weit weg ist, werde ich mir Majorantinktur anrichten. Das Fläschchen werde ich im Handgepäck tragen und tropfenweisen einnehmen!
Meine Seekrankheit wird regelmäßig von meinem Mann belächelt. Während er sich bei Sturm und Regen an den Bug des Schiffes stellt und den Wind noch anfeuert, klammere ich mich grün im Gesicht und zitternd an Stuhl und Tisch fest und erhoffe das Ende des Wellenreitens. Nun habe ich dank des Majorans eine Geheimwaffe: Der Südländer, der Entkrampfende, der sich um meine Nerven Kümmernde, der Majoran eben, den träufele ich mir ein. Nur übertreiben darf ich es mit der Einnahme der Tropfen nicht, sonst werde ich benommen. Damit wäre wiederum gar nichts gewonnen.
- Als Küchenkraut wird das frische oder getrocknete Kraut als Speisegewürz verwendet.
- Zum Konservieren wird es in Butter gearbeitet, auch Einfrieren ist möglich. Majoran kann auch in Essig und Öl eingelegt werden.
- Vor der Mahlzeit können wir uns einen Tee aufbrühen zur Verdauung trinken. Dieser Tee hilft auch zur nervlichen Entspannung.
- Preßsaft aus Majoran hilft bei Katarrhen, wenn er durch die Nase eingezogen wird und ausgespuckt wird.
- Majorankraut verleiht vegetarischem Schmalz eine Herzhaftigkeit.
- In der Säuglingshilfe ist Majoranbutter bei Nasenverstopfung hilfreich.
- Als Majoransalbe hilft das Kraut bei Blähungen und Magenbeschwerden und wird in der Nabelgegend und Magengegend aufgerieben.
- Aufgetragen auf Gelenk und Nervenstellen hilft die Salbe bei Nervenschmerzen und Gelenkschmerzen.
- Zur Inhalation wird das ätherische Öl wird tropfenweise bei einer Erkältung verwendet.
- Eine Schläfenmassage mit Majorantropfen hilft bei Verspannungen und gegen Kopfschmerzen.
- Frisches Kraut hilft in einer Inhalation, also einem Dampfbad, bei Erkältung.