Spitzwegerich und Breitwegerich

Das pflanzliche Antibiotikum Spitzwegerich ist ein elegantes Kraut. Mit seinen lanzettförmigen Blättern reckt es sich selbstbewusst am Wege, wie ein „rih“, ein „König“. Für unsere Vorfahren galt der Wegerich als „König des Weges“. In meinem Garten hat er noch einen runden Bruder, den Breitwegerich, der eiförmige Blätter trägt. Spitzwegerich und Breitwegerich sind Heilpflanzen.

Spitzwegerich im Beet als blühendes Kraut mit grüner Zipfelmütze und weißem Blütenrand
Spitzwegerich als blühendes Kraut

Breitwegerich im Rasen kleeblattmäßig ausgebreitet mit grüner Ähre
Breitwegerich mit Ähre am Beetrand

Beide Pflanzen aus der Familie der Wegerichgewächse finden wir überall auf Wiesen und in Gärten. Von dort werden sie meist herausgerissen, weil sie als Unkraut gelten. Doch lohnt es sich, dem Ursprung des Königsnamens auf dem Grund zu gehen. Das tat ich. Nachdem ich einige Sirupflaschen während meiner Erkältungszeiten geleert hatte, widmete ich mich dem Spitzwegerich und Beitwegerich intensiver.

Volksnamen

Der Rundblättrige breitet sich an allen möglichen Stellen unter den Gehölzen oder am Wegesrand und mitten im Rasen aus. Er will seinen Namen bestätigen: Wegerich. Nicht überall darf er bleiben. Dennoch ist er als kleiner Krankenpfleger bei Verletzungen wohlgelitten. Bei Dornenritzer oder bei Bienenstichen zerreibe ich ein Blatt in der Hand und lege die Blattmasse auf die Verletzung. Früher legte sich das Fußvolk, wie schon die marschierenden Römer, Blätter vom Kraut ins Schuhwerk, um die heilende Wirkung während der Fußmärsche zu verspüren. Das sagt uns sein lateinischer Name „Plantago“: „planta“ bedeutet die Fußsohle. Auch heute hilft uns der Wegerich bei Blasenbildung. Legen wir gleich ein Blatt über die Blase, kühlt der austretende Pflanzensaft und lindert.

Einzelähre des Spitzwegerichs

Gartennutzen

Im April lässt der Spitzwegerich aus der Blattrosette die hohen Stängel sprießen. Schon Ende Mai bilden sich um die festen Blütenähren winzige weiße Blüten, die das grüne Zipfelchen um den unteren Rand wie eine Mönchstonsur zieren. Berühre ich sie nach der Reifung, wird eine Wolke von Samen freigesetzt, die paarweise der Frucht entfliehen. Wären es Beeren, würde ich sie absammeln. Dann könnte ich sie für den Ernstfall aufbewahren, um die Verdauung anzuregen bzw. um der Verstopfung entgegenzuwirken. Das ist mir jedoch zu mühsam. Der Spitzwegerich trägt es mir nicht nach, wenn ich seinen Samen ignoriere. Er lässt tragen! Seine klebrigen Samen heftet er einfach an die Insektenfüße und verbreitet sich so stetig.

Spitzwegerich Blütenähren mit Samenständen
Spitzwegerich Blütenähren mit Samenständen

Küchenkraut

Bin ich im Frühjahr schnell, kann ich die frischen Blätter mit pilzähnlichem Geschmack auch als Gemüse verwenden, in Salaten sowieso. Vor der Blüte können die kleinen grünen Keulchen oberhalb der Stiele ebenfalls als Gemüse mit Pilzgeschmack verwendet werden. Durch den Kücheneinsatz nehmen wir gleichzeitig Vitamin C und Kieselsäure auf.

Inhaltsstoffe

In den Blättern finden wir die Inhaltsstoffe Schleim, Glykoside, dabei vor allem Aucubin, sowie Gerbstoffe, Flavonoide, Kieselsäure, Vitamin C und Mineralstoffe. Im Samen findet sich Schleim, Öle, Protein und Stärke. Verwenden wir Spitzwegerich zur Heilung von entzündeten Schleimhäuten, profitieren wir durch seine Schleimstoffe. Sie legen sich als antiseptische schützende Schicht auf die Entzündung. Die Wirkung ist beruhigend, krampflösend, antikatarrhalisch und antiviral. Inhaltsstoffe wirken gegen Entzündungen, regen den Appetit an und haben eine antibiotische Wirkung. Spitzwegerich wirkt antibakteriell. Er lindert Hautbeschwerden. Dafür können wir ihn auch in einer Spitzwegerichsalbe verarbeiten.

Breitwegerich hat ähnliche Inhaltsstoffe und wird vorwiegend zur Wundheilung und bei Insektenstichen verwendet.

  • Aus frischen Blättern mit Zucker oder Honig eingelegt wird Spitzwegerich als Hustensirup verwendet. Wir können ihn als Sirup aus der Apotheke oder im Reformhaus kaufen.
  • Bei Verstopfung können wir einen Tee aus den Samen ansetzen.
  • Das pflanzliche Antibiotikum Aucubin im Saft aus gepressten Blättern hilft bei entzündeten Schleimhäuten. Der Preßsaft kann im Spezialversand oder in Bioläden gekauft werden. Bei Kopfschmerzen hilft der Saft auf ein Tuch geträufelt und auf die Stirn gelegt.
  • Ein Tee aus den Blättern kann bei allergischem Schnupfen aufgebrüht werden.
  • Bei Kleinkindern unter einem Jahr sollen wir keinen Wegerich verwenden.
  • Ein Umschlag aus frischen Blättern hilft bei Insektenstichen und kleineren Wunden abschwellend.
  • Eine Tinktur hilft bei Entzündungen der Atemwege und des Rachenraumes.
  • Als Salbe unterstützt das Kraut bei Narbenheilung, leichten Verbrennungen, Hämorrhoiden.
  • Trockene Haut profitiert von einer Creme. Auch eine Gesichtsmaske können wir mit Spitzwegerich Creme auftragen.
  • Bei Halsschmerzen und Zahnfleischentzündungen wird Spitzwegerich-Kraut als Gurgelmittel angewandt.

Wirkung

  • antibakteriell
  • antiseptisch
  • antiviral

Ernte

  • laufend
  • Vor der Blüte
  • während der Blüte

Verarbeitung

  • Creme
  • Garten
  • Honig
  • Tee
  • Tinktur
  • Zucker

Anwendung

  • Heilen
  • Kochen
  • Kosmetik

Rezepte