Salbei

Heilkraft

Repräsentativer Ausschnitt eines Salbeistieles mit olivrünen Blättern
Salbei Blätter und Stiele

Uralt ist das Wissen über die Heilkraft des Salbeis. Der Name sagt es: „salvare“ gleich „heilen“, “salvus“ gleich gesund. Ein Salbeisud ist desinfizierend und keimtötend. Da wussten schon die Generationen vor uns. Denn Desinfektionsmittel gab es vor langer Zeit nur aus der Natur.

Benediktinermönche brachten Salbei aus dem Mittelmeerraum zu uns. Schon zu Zeiten von Hippokrates rühmte man seine Heilkraft. Essig aus Rosmarin, Lavendel, Salbei und Thymian half als immunisierende Einreibung im 17. Jahrhundert gegen die Pest. Auch die Wirkung des ätherischen Öles ist erforscht und erwiesen. So wissen wir, dass Salbeiöl antibakterielle und antivirale sowie pilzhemmende, also antimykotische, Inhaltsstoffe hat.

Seit dem Mittelalter fragt man: „Warum stirbt überhaupt ein Mensch, in dessen Garten Salbei wächst?“ Schlussfolgere ich also, dass ich unsterblich bin? Schließlich wächst er in meinem Garten. Jedoch muss ich für steten Nachwuchs sorgen, damit das Kraut bis zum bitteren Ende bei mir bleibt.

Die Pflanze Salbei

In meinem jetzigen Garten präsentiert sich Salbei in voller Pracht. Er ist eine Staude und wahrlich – seine verholzten Zweige beanspruchen inzwischen einen guten halben Meter an Durchmesser. Die schmalen elliptischen Blätter fühlen sich weich an und nennen sich „filzig“. Sie schmücken den edlen Graugrünen selbst durch den Winter. Aus der großen Salbeifamilie gibt es bei mir auch die kleinere Sorte mit fast runden Blättern. Sogar eine weißblütige Sorte wächst unter dem Hamamelis Strauch. Interessant zur Verarbeitung zu Heilzwecken oder für die Kosmetik ist für mich aber ist die Sorte des Heilsalbeis, des Salvia officinalis. Für sie muss optimale Wachstumsbedingungen schaffen, denn die Verweildauer beträgt nur rund 4 Jahre.

Gesundheitsnutzen

Mein Wissen über den Salbei habe ich inzwischen nicht nur erweitert, sondern wende es auch konsequent an. Willkommen ist mir seine Wirkung gegen niedrigen Blutdruck. Ein, zwei frische oder getrocknete Blätter kommen in den gemischten Kräutertee, den ich täglich zum Durstlöschen trinke. Er braucht nur 5 Minuten zu ziehen. Meist lasse ich ihn abkühlen und verteile die Menge über den Tag.

Die gängige Anwendung des Heilkrautes ist uns als Gurgelwasser bei Halsschmerzen bekannt. Auch entzündete Hautstellen können wir betupfen und damit die Heilung unterstützen. Dann jedoch lassen wir die Wirkstoffe gute 10 Minuten in das aufgebrühte Wasser ziehen.

Den „Aha“-Effekt der optimalen Ziehzeit nach Aufbrühen erlebte ich während meiner Ausbildung zur Gartentherapeutin. Eine Mitstudentin meinte, Salbei sei ihr Lieblingskraut. Sie sagte, sie genieße den Tee jeden Tag. Jeder andere von uns einschließlich der Seminarleiterin schaute distinguiert. Wie kann man diesen bitteren Tee gerne trinken. Hach! Es geht! Die Dauer des Ziehenlassens bestimmt den Bittergeschmack. Weniger ist mehr und die Wirkung ist alles andere als bitter!

Historische Heilpflanze

Als Heilpflanze wurde er in den Klostergärten gleich an den Eingang gesetzt. Seine dominante Position lebt er auch heute noch aus. Denn Thymian, Rosmarin und Lauch missfallen ihm als Nachbarn. Aber auch die Zitronenmelisse, den Oregano oder das Bohnenkraut verschmäht er als Traumpartner. Also folgte ich seinen Befindlichkeiten und setzte eine Rose neben ihn. Schon hatten sich zwei Lichtgestalten gefunden, die in ihren Ansprüchen ebenbürtig waren.

Göttlich sei er, so sagte man. Neben Lorbeer, Myrte, Efeu, Zypresse sei auch Salbei eine „göttliche Pflanze“. Wegen seiner Verdienste – so hieß es – erlaubten ihm die Götter in ewig grünlinder Jugend zu stehen.[1]

Beetnachbar des Salbeis ist die Rose Gloria Dei
Salbei im Beet mit Rosennachbarn

Seine irdischen Kräfte nutzte der Mensch im guten Glauben in den folgenden Epochen. Resultierend aus der Tatsache, dass ein Arzt nur für die oberste Gesellschaftsschicht bezahlbar war, hieß ein Sprichwort: „Hast du Salbei im Garten, müssen die Ärzte warten.“

Warum aber empfiehlt ein englisches Sprichwort, dass wir Salbei im Mai essen sollen, wenn wir alt werden wollen? Wenn wir nun aber jung bleiben wollen? Ich vertilge ihn jedenfalls nicht nur im Mai. Vor allem in der herbstlichen Nieselregenzeit will ich doch mit seiner Hilfe gesund bleiben. Also trockne ich, konserviere ich und lagere für schlechte Zeiten ein.

eine weißblühende Salbeisorte
Salbei weiß blühender

Salbeisorten

Meine Augen laben sich am Anblick verschiedener Salbeisorten. Im Fachhandel gibt es Schmucksalbei mit lila Blütenrispen, mit roten Rispen, mit weißen Rispen auch. Selbst eine gelb Blühende ist zu finden.

Einige Pflanzen aus der großen Vielfalt habe ich im Garten, wie den Honigmelonen Salbei, Salbei Schneehügel, Blüten-Salbei Deep Rose, neuerdings auch einen Muskatellersalbei. Würde ich auch den Indianischen Räuchersalbei haben, könnte ich mich durch den Rauch von negativen Einflüsse befreien.

Insektennutzen

Salbei als Insektenmagnet blühend
Salbei in Blüte

Her mit der Sonne, ruft der Strauch. Nur mäßig Wasser braucht er, am liebsten kalkiges. Dann öffnet er die zahlreichen Lippenblüten an den aufgerichteten Stängeln für die Insekten. Sie kommen und kriechen in die ährenartigen Blütenstände, um sich satt zu schlürfen. Befliegen die Insekten die Kräuter deshalb so rege, weil sie sich gegen Krankheiten wappnen wollen?

Logischer ist die Anziehungskraft der Heilpflanzen aus folgendem Grund: Die ätherischen Öle der Blattdrüsen sondern einen starken Duft ab. Der zieht die Insekten an.

Das Resultat ist im Fall von Salbei bemerkenswert: Er gilt als Honigweide! Der Honigertrag pro Hektar ist höher als der vom Raps.

Die Pflanze Salbei

Der mächtig Prächtige, der Violettblühende, bleibt der Dominierende aller Salbeiarten in meinem Garten. Bis zu 1,20 Meter hoch kann der Halbstrauch werden. Seime durchschnittlich Höhe aber wird mit 60 cm angegeben.

Ich genieße den zitronigen und zugleich würzigen Geruch. Beim Berühren der Blätter werden die ätherischen Öle freigesetzt. Selbst der zum Trocknen gebündelte Salbei strömt diesen Duft aus. Noch im Winterbeet ist er mir Labsal für die Augen. Schaue ich aus dem Küchenfenster, entspanne ich beim Blick auf seine samtig weichen oliv-grauen Blätter.

Der Salbeianbau brachte mir auch die beglückende Erkenntnis, dass er Platzhalter gegen Schnecken ist. Diese nackten Schleimer mögen den Duft nicht und halten sich von seiner Umgebung fern. Auch Läuse soll er fernhalten. Das muss ich allerdings weiter beobachten.

Eines Tages werde ich die Staudengärtnerei in Rödelsee besuchen. Dort gibt es Schau-Beete und spezielle Salbeisorten. Ganz sicher werde ich mir dort auch Tipps zur Gesunderhaltung des Garten und seiner Pflanzenbewohner einholen.

Küchenkraut

Er ist – wie viele stark duftende Küchenkräuter – ein Repräsentant der mediterranen Küche. Im Fall des Salbei kennen wir alle das international bekannte Rezept der römischen Küche: Saltimbocca alla romana. „Spring in den Mund“ heißt die Übersetzung der Speise. „Salto“ steckt im Wort, einen Salto machen, und hinein in die „bocca“, also in den Mund soll das zarte Fleisch springen. Dabei wird ein unpaniertes Kalbsschnitzel mit einem Blatt Salbei gegart. An einem Holzspießchen steckend darf es sich mit dem Fleisch verbinden.

Nur noch surreal gibt mir mein Gedächtnis die Erinnerung an das Verspeisen dieser regionalen Spezialität in Rom wider. Obwohl wir in ganz Italien unterwegs waren, hatten wir diese Speise unbedingt in Rom genießen wollen. Eine historische Restaurant-Villa mit Bogengang, viele Menschen am Platz und ein Glas Rotwein sind mir in der Erinnerung geblieben. Hach! Apropos Erinnerung! Auch hier leistet Salbei einen nützlichen Beitrag. Er unterstützt die Gedächtnisleistung. Vor allem im Alter hilft er bei Gedächtnisschwäche. Phantastisch! Es ist mir ein Kraut gewachsen!

Mit der Turnübung eines Saltos werde ich mich allerdings eher zurückhalten.

Ernte

Salbei im Trocknungsprozess aufgehängt
Salbei im Trockenprozess

Die Blätter des Salbei Krautes sind das Objekt meiner Begierde. Vor der Blüte ist der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten. Ich sammle also das erste Mal im Mai oder im Juni. Nach der Blüte können die Stängel im September gekürzt werden.

Nach dem Schnitt fasse ich mein Erntegut zu kleinen Sträußen zusammen. Immer rund 5 Stiele verschnüre ich an den Enden und drehe Knoten für Schlaufen rein. Dann hänge ich die B sie trocken und luftig auf.

Und wozu der Aufwand? Was macht ein Salbeiblatt, ein Liebstöckelzweig, ein Majoranstängel im Essen? Nein, sie sind nicht zum Fotografieren des Essens dieser bunten Erde erwachsen! Diese Kräuter regen die Galle an, wirken gegen Völlegefühl, fördern die guten Darmbakterien und reduzieren das schlechte Cholesterin. Das Essen mit Kräutern stimmt uns wohlig warm und froh. Wir können uns also ohne Nachteil vom Glauben lösen, dass Kochen zur TV-Bespaßung erfunden wurde.

Inhaltsstoffe

Kräuter helfen den Menschen schon seit Jahrtausenden. So ist es auch beim Salbei. Seine Inhaltsstoffe wirken positiv auf die Verdauung. Außerdem sind sie galletreibend, hustenlindernd und auswurffördernd, auch tonisch anregend. Wir können das Kraut sehr flexibel ausnutzen, indem wir es trinken, damit gurgeln und auch zum Einreiben verwenden.

Salbei hat die Wirkstoffe Karotinoide, Salvin, Mineralstoffe (Zink, Eisen) und Karnosol, das das Schlaganfallrisiko mindert. Nutzen wir diese Stoffe, helfen wir uns, den Blutzuckerspiegel zu senken. Auch die ätherischen Öle, Saponine, Gerbstoffe, Vitamine, auch Bitterstoffe, Triterpene, Flavonoide, Kampfer und östrogenhaltige Substanzen können wir zu unserem Vorteil nutzen.

Beachten müssen wir, dass ein Teeaufguß austrocknend wirkt. Während der Stillzeit muss dieser Fakt bedacht werden, da der Milchfluss zurück geht und das Abstillen unterstützt wird.

In der Schwangerschaft soll Salbei wegen des Wirkstoffes seines ätherischen Öles Thujon nicht eingenommen werden.

Epileptiker sollen Salbei meiden, da der Inhaltsstoff Thujon Anfälle auslösen kann.

  • Salbeitee unterstützt die Leberfunktion und den Darm. Bei niedrigem Blutdruck stabilisiert er den Kreislauf. Rheumatiker und Lungenkranke profitieren von den Inhaltsstoffen des Salbeis. Nicht mehr als 5 Tassen pro Tag sollen getrunken werden, sonst gibt es Magenprobleme. Kinder sollen erst ab dem 3. Jahr Salbeitee trinken.  
  • Bei Erkältungskrankheiten desinfiziert das ätherische Öl des Inhaltsstoffes Thujon im Tee.
  • Während der Wechseljahre hilft Salbeitee, die Hitzewallungen abzuschwächen. Dafür trinkt man täglich drei Tassen frisch aufgebrühtes Kraut. Dies hilft gegen starkes Schwitzen. Auch schmerzhafte Monatsregeln lindert Salbeitee.
  • Stark schwitzende Personen sollen Salbeitee über einen begrenzten Zeitraum täglich trinken, um die Schweißproduktion einzudämmen.
  • Salbeitinktur wirkt bei Magen- und Darmerkrankungen krampflösend.
  • Salbeisirup mit frischen Blättern, Zucker und Zitrone hilft bei Halsschmerzen.
  • Als Sud wirkt Salbei entzündungshemmend und bekämpft als Gurgellösung Halsschmerzen, Mundgeruch, geschwollene Mandeln, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, auch Zahnfleischentzündung. Er soll nicht verwendet werden bei trockenem Hals und Reizhusten, weil die Schleimhäute noch mehr ausgetrocknen würden.
  • Auf schlecht heilende Wunden dient ein Umschlag aus Salbeisud, auch Waschungen mit Salbeitee helfen.
  • Die verdünnte Tinktur lindert Akne und unreine Haut, da Salbei den Fetthaushalt reguliert.
  • Waschungen mit kaltem Salbeisud helfen bei starkem Schwitzen.
  • Eine Haarspülung hilft bei Schuppen und fettiger Haut.
  • In Zahncremes sind Wirkstoffe des Blattes enthalten.
  • Auch als Fuß- und Handcreme kann Salbei verarbeitet werden. Dafür habe ich ein Angebot der Bombastus-Werke[1] gefunden. Dort steht im Informationsblatt, dass Paracelsus, der mit offiziellen Namen Aureolus Philippus Theophrastus Bombastus von Hohenheim heißt, die „großen Tugenden“ von Salbei lobt und die Kraft schätzt, Keime zu töten, übermäßiges Schwitzen zu verhindern, Entzündungen zu hemmen.

[1] Bombastus-Werke AG, 100 Jahre Salbeianbau 1914-2014, Der Salbei-Klassiker als Sonderedition

Wirkung

  • antibakteriell
  • antimykotisch
  • antiseptisch
  • antiviral

Ernte

  • laufend
  • Vor der Blüte

Verarbeitung

  • Alkohol
  • Creme
  • Duft
  • Essig
  • Fett
  • Garten
  • Öl
  • Seife
  • Tee
  • Tinktur
  • Zucker

Anwendung

  • Heilen
  • Kochen
  • Kosmetik

Rezepte