Thymian

Blühender Thymian im Juni
Thymian, blühend

Es ist dieser kleine Südländer, der es mir angetan hat. Thymian! Mittelmeerbewohner. Mehrjährig. Er wird rund 30 cm hoch. Beim Vorbeigehen greife ich kurz in den pieksigen Bubikopf, um den Duft noch lange an der Hand zu riechen. Der ist dem hohen Anteil ätherischen Öles Thymol geschuldet. Dies wiederum macht Thymian zu einem pflanzlichen Antibiotikum mit einer 20-mal stärkeren Wirkung als sie das Desinfektionsmittel Karbolsäure hat.[1]

Seine Wirkstoffe sollen uns zu Mut und Kraft verhelfen, sollen helfen, die Dinge anzupacken. „Thymos“ bedeutet im Griechischen „Kraft“, „Mut“. Die mittelalterlichen Ritter hörten davon und ließen sich von ihren Damen Thymianzweige an ihre Rüstung anbringen.

Thymians Gartennutzen

Thymian darf sich mit vollem Recht „Bienenfreund“ nennen lassen. Magisch zieht es die Bienen zu diesem Kraut hin. Die Lippenblüten des Krautes erwarten genüsslich die Bestäubung. Beide Seiten, Pflanze und Insekt, genießen die Wechselwirkung von Geben und Nehmen.

Der kleine Lippenblütler hat lange vor der Zeit moderner Pharmaerzeugnisse den Siegeszug in die Gärten und Küchen angetreten. Im alten Ägypten hat man aus den Pflanzenauszügen des Thymians Parfüm herstellen können. In der Antike verbreitete der Gelehrte Plinius das Wissen über seine Heilwirkungen. Die Klostergärten pflanzten Thymian später in ihre Kräuterecken. Und heute tun wir das auch.

Das Kraut selbst ist so genügsam, entbehrungsreich und hart im Nehmen, das es sowohl im Kräuterbeet oder auch nur im Topf stehen kann. Als Beeteinfassung schreckt der kleine Kämpfer mit seinen Duftstoffen Schnecken ab.

Thymians Inhaltsstoffe

Warum will ich den Thymian im Garten haben? Weil er vielseitig nutzbar ist. Durch seinen Verzehr stärke ich nicht nur meine Gesundheit. Mit seiner Verwendung bereichere ich meine Küche und meinen Garten.

Schon aus der Kindheit kennen wir den Hustensirup, den Hustentee oder den Thymianhonig für unser Wohlbefinden. So erstaunt seine Benennung als „Hustenkraut“ in der Volksmedizin kaum. Weil er schleimlösend ist, tut er den Atmungsorgane wohl und heilt so bei Erkältungskrankheiten.

Auch den Leidenden an Gelenkschmerzen und bei Gicht kommt seine entzündungshemmende und krampflösende Wirkung zugute.

Woher nimmt dieser kleine Heiler seine Fähigkeiten? Er gehört zur Gruppe der pflanzlichen Antibiotika. Seine ätherischen Öle wirken psychisch stärkend und körperlich entzündungshemmend. Im Verbund mit den anderen Inhaltsstoffen Cumarinen, Flavonoiden, Gerbstoffen, Bitterstoffen, Saponinen und Zink ist Thymian immunstimulierend, durchblutungsfördernd und erwärmend.

Und was wenig bekannt ist – Thymian wirkt anregend.

Schwangere und Schilddrüsenpatienten sollen Thymian nur nach ärztlichem Rat verbrauchen.

Einzelstängel eines blühenden Thymianstieles
Thymian Blühender Stängel

Pflanze Thymian

Trotz seiner Mittelmeerherkunft ist er winterhart. In sehr kalten Lagen allerdings ist ein wenig Reisigabdeckung empfehlenswert. Bekommt er viel Sonne und sandigen bzw. leichten Boden gedeiht er gut. Für Kalkboden oder eine Kalkgabe ist er empfänglich. Ich erledige dies im Vorbeigehen, indem ich Eierschalen einen Tag lang im Glas mit Wasser bedecke und am nächsten Tag damit gieße.

Will man Thymian aus Samen ziehen, bedenke man, dass es ein Lichtkeimer ist. Das bedeutet, dass wir die Aussaat nur schwach mit Erde bedecken. Ich war bis jetzt bequem und habe meinen Pflanzenbedarf im Gartencenter gekauft. So war mein Erntevorrat gesichert, wenn eine Pflanze wegen Verholzung ersetzt werden musste.

Die beste Vorsorge gegen Verkahlung ist aber der Schnitt des Halbstrauches nach der Blüte. Dieses Vorgehen trifft auch auf den Lavendel oder den Salbei zu.

Ernte des Thymians

Die Blütezeit ist normalerweise im Juni. Bedingt durch die wärmeren Temperaturen der klimatischen Veränderungen, blüht er aber in geschützten Regionen schon im Mai.

Wir können also von Mai bis September ernten. Jedoch ist der Gehalt an ätherischen Ölen kurz vor der Blüte am höchsten. Dann schmücken winzige rosa Blüten die Triebspitzen.

Durch hohe Sonneneinstrahlung verdunsten die ätherischen Öle teilweise, und das ist im Sommer um die Mittagszeit der Fall. Beachten wir die Sonnenkraft und schneide bis zum Mittag, können wir die Inhaltsstoffe zur Zeit der höchsten Wirksamkeit konservieren.

Rankender Sandthymian am Weg und Heilthymian im Beetrand
Thymian Teppich- und Heilthymian nach der Blüte

Vielfalt des Thymians

Meine Experimentierfreude beim Anbau von Kraut und Blume nimmt gelegentliches Scheitern in Kauf. So auch beim Thymian.

Der Sandthymian (Thymus serpyllum) sollte Teil eines Duftpfades werden. Die Fotos im Gartenprospekt sahen so überzeugend aus, dass ich mehrere 10-er Packs von der rosa- und weißblühenden Variante des Thymus serpyllum bestellte. Die jungfräulich weiße Sorte hat sich vom Beet gemacht, vielleicht mit einem bespornten Ritter. Und dabei hab ich ihr doch die Standortwünsche erfüllt: Thymian braucht es trocken, also kriegt er es trocken! Dafür sorgt schon die Straßenlinde, die jegliche Wasserreserve abfängt.

Wenige Pflänzchen des rosablühenden Sandthymians blieben. Sie ranken jetzt sachte, viel zu sachte, mal über eine Trittplatte oder mal in Richtung Weg.

Fazit für mich: Den Fugenfüller mal kurz zwischen zwei Gehwegplatten gesteckt, damit er den ganzen Garten mit Duftwolken einhüllt, funktioniert nicht. Nein! Da braucht es schon ein paar Jahre und ein Mindestmaß an Vorbereitung!

Flugs schaute sich die flexible Gärtnerseele derweil im vielfältigen Angebot der Thymianarten um. Denn Pflänzchen dieses Krautes lohnen jeglichen Aufwand, und zwar immer.

Feldthymian im April
Feldthymian im April
Zitronenthymian als Bodendecker im Beet
Zitronenthymian
Rotblühender Sandthymian für einen Duftpfad, daneben aufblühender weißer Sandthymian
Sandthymian blühend

Nun gibt es in meinem Garten nicht nur eine Sorte. Hier wächst neben Feldthymian, der beschriebenen Sandthymian und der Heilthymian (Thymus vulgaris), aber auch der Zitronenthymian.

Die Blätter des Bodendeckers Zitronenthymian glänzen in einem frischen Gelb-Grün-Ton. Speziell für ihn werde ich noch einen Steingarten anlegen. So ein Schöner braucht seine Bühne. Allerdings ist er wärmebedürftiger als sein „normaler“ Namensvetter und benötigt im Winter eine Reisigabdeckung.

Küchenkraut Thymian

Die Würzkraft des Krautes nimmt beim Trocknen bis zum Dreifachen zu. Haben wir Thymian in der Soße, in der Suppe, im Salz, im Fleisch oder im Gemüse, wissen wir, dass dieses Kraut keine Konkurrenz fürchtet: Es ist sich selbst genug. Für das aufwändige „Abrebeln“ nach dem Trockenprozess belohnt er uns mit intensiver Würze.

Thymian wird auch „Wurstkraut“ genann, denn in einigen Wurstsorten ist er verarbeitet. Rezepte mit Thymian sind vor allem für herzhafte Fleischgerichte aus Wild, Rind, Lamm und auch in deren Saucen passend, oder sie eignen sich für Käsespeisen oder Kartoffelrezepte. Seine verdauungsfördernde Wirkung entfaltet er aber auch in Gerichten mit Hülsenfrüchten.

Zitronenthymian passt wegen seines frischen Aromas gut zu Fischrezepten, auch zu herzhaftem Ziegenkäse oder Kräuterbutter.

[1] Gert von Harling, Das Handbuch Kräuter und Heilpflanzen, S. 166 Thymus vulgaris, Eco-Verlag Köln, 1999

  • Thymiansirup hilft bei Erkältungen.
  • Bei Kopfschmerzen hilft kalter Tee. Hier entfalten sich die ätherischen Öle Thymol und Campher und lösen Krämpfe.
  • Mit dem überschüssigen Thymian aus der Sommerernte kann eine Tinktur zur äußeren Verwendung als Muskeleinreibung oder zur inneren Verwertung als Hustenlöser angesetzt werden.
  • Als Bestandteil des Kräuterbündels „Bouquet garni“ würzt Thymian Fleischgerichte oder Suppen. Weitere Kräuter darin sind Petersilie und Lorbeerblatt.
  • Essig und Öl sind Konservierungsarten für das getrocknete Kraut.
  • Thymianbutter mit den abgezupften Blättchen ist schmackhaft und eingefroren haltbar.
  • Gegen Hautunreinheiten hilft Thymian als Dampfbad.
  • Als Badezusatz hilft es zur Wärme- und Energieaufnahme oder als Erkältungsbad.
  • Wie Tee aufgebrüht und abgeseiht, wird Thymian als Gurgelwasser gegen Rachenentzündungen lauwarm gegurgelt.
  • Bei Muskelschwäche und zur Wunddesinfektion hilft eine Tinktur als Einreibung. Dazu wird das Kraut mit mindestens 40%-igem Alkohol angesetzt und nach rund drei Wochen abgeseiht.
  • Für die Haarpflege kann Thymianessig verdünnt nach der Haarwäsche als Spülung verwendet werden.
  • Ein Umschlag mit Thymiansud wird bei eiternden Wunden zur Wundheilung aufgelegt.
  • Sogar als Reinigungshilfe können wir einen Thymiansud verwenden. Nach Überbrühen von 2 Eßlöffeln Thymian mit 0,5 Liter Wasser kann nach 10 Minuten der Sud zur Bakterien- und Virenbekämpfung im Bad, in der Küche oder im Krankenzimmer eingesetzt werden.
  • Plagegeister wie Ameisen legt man Thymianzweige auf ihre Wanderstraßen. Schwupps, suchen sie das Weite. Der Geruch nach Zucker ist ihnen lieber.
  • Früher wurden kleine Beutel mit Thymian als Mottengegenmittel in den Schrank gehängt oder in die Wäsche gelegt.

Wirkung

  • antibakteriell
  • antimykotisch
  • antiseptisch

Ernte

  • laufend
  • Vor der Blüte

Verarbeitung

  • Alkohol
  • Creme
  • Duft
  • Essig
  • Fett
  • Garten
  • Honig
  • Öl
  • Salz
  • Tee
  • Tinktur
  • Zucker

Anwendung

  • Heilen
  • Kochen
  • Kosmetik

Rezepte